Bei Sub Focus gilt das mehr denn je:
Never bite the hand that feeds you bedeutet bei ihm: Richte ALLES, aber auch wirklich ALLES auf die Lifeshow aus. Das Cover ist sein LED-Kreis, die Musik klingt wie ein Soundtrack zu einer Lightshow.
Der spontane Eindruck: Alles ist noch netter, noch harmloser, noch aseptisch reiner geworden als beim letzten mal. Es ist alles richtig nett und clean. Underage DnB für den Vormittag. Sub Focus' Markenzeichen zu technoiden Elementen bedeutet in dieser Version, dass es in diese Art klinisch reinem Deadmau5-Progressive-Electrosound rein ragt. Eine Spur zu glatt gebügelt.
Leider sind auf dem Album die größten Highlights auch diejenigen Tracks, die vorher schon draußen waren. Viel neues überraschendes fehlt etwas. Und mit dem unsäglichen
Tidal Wave (klingt wie ein schlechtes NERO Ripoff) oder
Untill the End wird die Kitschgrenze schon sehr, sehr weit überschritten, selbst für meinen Geschmack.
Das aseptische kommt merkwürdigerweise auch bei seinen Live Shows so an. Trotz der vielen Controller und der eigen entwickelten - bei Roland's AirBeam entlehnten - Gestensteuerung bleibt es doch etwas zu statisch. Ja die Lichteffekte sind richtig beeindruckend. Aber er sieht etwas zu statisch da rum. Auch das erinnert an Deadmau5, dessen Würfel Hammer ist, aber eigentlich jeder da stehen und das Ableton Set abfahren könnte. Die Kommunikation bleibt hinter dem zurück, was die vielen Interaktionsmöglichkeiten mit seinem Equipment versprechen. Vielleicht liegt es auch daran, dass er da so alleine steht, vielleicht an der generellen Unmöglichkeit, mit elektronischen Instrumenten (na ja: eher vorgefertigten Ableton Stems) ein authentisches "Live" Feeling zu erzeugen. Keine Ahnung.
Auf UKF gibt es jedenfalls (noch?) ein sehenswertes
Behind-the-Scenes Video, welches sehr detailliert den Aufbau des Live-Sets zeigt. Vom Aufbau der LED-Kreise bis hin zu seinem Equipment.
Mich überzeugt das Album in Summe aber trotzdem: Der Sound ist High-End-Eingängigkeit extrem. Diese Applikativität (ihr wisst schon was ich meine, verdammt, warum haben wir unsere Abhandlung über
applicational music immer noch nicht veröffentlicht?) ist herrlich klar. Es funktioniert.
Wer auf rinsende smasher steht, ist hier falsch.
Wer angenehm glattpolierten state-of-the-Art Ex-DnB-NeoTrance Sound mit Popzuckerguss hören will, der findet wohl derzeit nichts besseres. I LIKE! Wer seine letzten gefühlten 10 Singles hat, kann sich das Album aber ehrlicherweise sparen. Wer es für einen Promoartikel zum Konzert hält, hat auch recht.
Hört, hört!